Temporäre Kunsthalle Berlin. Als einmaliges, zeitlich begrenztes Projekt geplant, nähert sich die Temporäre Kunsthalle in Berlin-Mitte langsam tatsächlich ihrem Ende. Nur noch bis zum 31. August 2010 wird der Ausstellungsraum auf dem Schlossplatz täglich seine Pforten öffnen. Doch auch außerhalb der Öffnungszeiten kann zumindest die Fassade der Halle, die ebenfalls als Projektions- und Ausstellungsfläche genutzt wird, bewundert werden.
Im Inneren der Halle ist das Abschlussprojekt FischGrätenMelkStand des Künstlers John Bock zu sehen: eine elf Meter hohe, zwanzig Meter breite, viergeschossige Stahlkonstruktion, in der Baustellengerüste, Sperrholzplatten oder ein aufgesägter Campinganhänger scheinbar wahllos neben- und aufeinander gestapelt wurden. In diesem begehbaren Kunstwerk werden die Werke von 63 Künstlern ausgestellt, die durch ihre räumliche Anordnung auf den Plattformen und Gängen miteinander in Dialog treten, wodurch überraschende inhaltliche und formale Verknüpfungen und Widersprüche entstehen. Im Projektraum wiederum wird durch den Künstler Michael Wesley die zeitliche Begrenztheit der Kunsthalle thematisiert. Durch extreme Langzeitbelichtungen, sowohl des Inneren als auch der Aufbauarbeiten der Kunsthalle, sind transparente, fast filigrane Photos entstanden, die durch ihre Geisterhaftigkeit das Vergängliche des Ortes betonen. Keine Linie, keine Mauer erscheint auf den Photos statisch und fest, sondern durch eine einfache Handbewegung wegzuwischen zu sein.
Nach einem eher holprigen Beginn hat sich die Kunsthalle mittlerweile als Forum für zeitgenössische Kunst etabliert, die immer mehr Zuspruch medial wie künstlerisch findet. Auch ihre ehemals triste, weiße Fassade wurde mittlerweile in den künstlerischen Entstehungsprozess mit eingeschlossen und schuf so Raum für die Präsentation anderer, großflächiger Formate wie dem Gemeinschaftsprojekt autoR von Carsten Nicolai, das momentan die Außenfassade ziert. Nachdem die Kunsthalle mit einer weißen PVC-Haut umhüllt wurde, konnten sich darauf seit Anfang Juni Besucher mit Aufklebern in sieben verschiedenen Farben verewigen. So wurden die Besucher selbst zu Akteuren, zu Autoren des Kunstwerks, die mit den von Carsten Nicolai vorgegebenen Mitteln aktiv am Entstehungsprozess beteiligt waren. Mit dem Ausgehen der Aufkleber gilt das Kunstwerk als vollendet.
Noch bis Ende des Monats kann die Kunsthalle kostenlos besichtigt werden, danach ist erstmal Schluss. Also, husch husch in die Puschen!
Weitere Infos zur Temporären Kunsthalle erhaltet ihr hier: http://www.kunsthalle-berlin.com/de
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